,,1948 begann eine Geschichte, die den „Zolli“ als Sportstätte in der ganzen Bundesrepublik Deutschland bekannt machte und in der Erinnerung vieler Menschen bis heute fortleben lässt.”

Der „Zolli“ – Geschichte und Mythos

Autor: Dr. Burkhard Hergesell
freier wissenschaftlicher Autor und Pädagoge

Von 1892 bis 1923 befand sich im Bereich der heutigen Pestalozzistraße der Zollinland-Güterbahnhof in Lehe. Im benachbarten Überseehafengebiet kamen täglich Schiffe mit Waren an, die gelöscht wurden. Um die gewaltigen Umschlagsmengen per Eisenbahn wegtransportieren zu können, hatte man für das Zusammenstellen der Güterzüge diesen Güterbahnhof gebaut. Da der Hafen mit dem Bau der Kaiserhäfen immer weiter nach Norden wanderte, mussten die Gleisanlagen mitwandern und wurden nach Norden verlegt. Der Zollinland-Güterbahnhof wurde 1923 geschlossen. Stehen geblieben ist von diesem Güterbahnhof ein Gebäude an der Moltkestraße.

Im 19. Jahrhundert befand sich an der heutigen Pestalozzistraße die Staats- und Zollgrenze zwischen der Hansestadt Bremen und ihrem Hafengebiet und dem im Königreich Hannover gelegenen Lehe. Die Zollgrenze verlief entlang des Schwarzen Weges auf dem Gelände der heutigen Pestalozzistraße und wurde durch einen Zollzaun gesichert. An diese Grenzsituation erinnern heute noch die Zollinlandstraße und der Name „Zolli“ in Lehe.

Nachdem 1923 der Zollinland-Güterbahnhof geschlossen und abgebaut wurde, konnte auf diesem Gelände 1926 der Zollinland-Sportplatz eröffnet werden. Er wurde in den folgenden Jahren nicht nur eine deutschlandweit bekannte Fußball-Arena, er wurde für viele Leher zum Mythos.

1948 begann eine Geschichte, die den „Zolli“ als Sportstätte in der ganzen Bundesrepublik Deutschland bekannt machte und in der Erinnerung vieler Menschen bis heute fortleben lässt. Die erste Fußballmannschaft des TuS Bremerhaven 93 stieg in die oberste norddeutsche Spielklasse, die Oberliga Nord, auf. Die Bundesliga bestand zu der Zeit noch nicht und wurde erst 1963 gegründet.

14 Jahre lang wurde auf dem „Zolli“ Fußball der Oberliga Nord gespielt. In der Zeit traten auf dem Zollinlandplatz Mannschaften wie der Hamburger SV, SV Werder Bremen, Hannover 96, Eintracht Braunschweig, FC St. Pauli, VFL Osnabrück, Holstein Kiel an. Und in Freundschaftsspielen waren auch Mannschaften wie der 1. FC Kaiserslautern mit dem späteren Fußball-Weltmeister Fritz Walter oder Uwe Seelers Prominentenmannschaft mit Wolfgang Overath (1. FC Köln, Fußball-Weltmeister) zu Gast. In der Zeit gab es Freundschaftsspiele gegen den Schalke 04, Eintracht Frankfurt, BC Augsburg oder „Vienna“ Wien.

Die Spielzeit 1954/55 wurde in späteren Zeiten als die der großen Erfolge für den „TuS Bremerhaven 93“ gefeiert und sie lebt auch heute noch in der Erinnerung vieler Menschen fortl. Die 1. Fußball-Mannschaft wurde zweiter in der Oberliga Nord hinter dem HSV und spielte in der Endrunde um die Deutsche Fußballmeisterschaft. Deutscher Meister wurde die Mannschaft von Rot-Weiß Essen. Die Heimspiele um die Deutsche Meisterschaft mussten im Stadion von SV Werder Bremen gespielt werden, weil der DFB den „Zolli“ nicht zugelassen hatte.

1959 hatte der Zollinland-Sportplatz 9.650 Zuschauerplätze. Es wurde aber, aufgrund der Erfolge der Fußballer in der Oberliga Nord, und dem Anwachsen der Zuschauermengen bei Derbys wie gegen den HSV oder Werder Bremen auf 11.000 bis 13.000 Zuschauer darüber diskutiert, die Tribüne für bis zu 25.000 Zuschauer auszubauen.

Der „Zolli“ war aber für die Entwicklung im Fußball zu klein und nicht ausbaugeeignet, der TuS Bremerhaven 93 erwirtschaftete zudem zu geringe Einnahmen durch den Kartenverkauf. Die Stadt entschied sich für den Bau einer neuen Sportarena. Als 1975 das Nordsee-Stadion fertig war, die Vereine zum OSC fusionierten und in das Nordsee-Stadion umzogen, ging es auch mit der großen Zeit des Fußballs auf dem Zolli zu Ende.

Fotos: Stadtarchiv Bremerhaven